Es war geradezu ein fußballerisches Fanal gegen den Abstieg was der Stern da am vergangenen Sonntag auf dem Felsen entzündete. Tweed (Trainer, Sportdirektor und Mittelfeldregisseur in Personalunion) hatte schon vor der sportlichen Überraschung für erstaunte Gesichter in in der Kabine gesorgt als er die starke umgekrempelte Aufstellung bekannt gab. Ausgerechnet gegen den Tabellenzweiten sollte mit 3 nominellen Spitzen (Chrisyeng, Luke (!) und Stan) angegriffen werden. Igor (!) rutschte auf die rechte Außenverteidigerposition, Norman wurde Teil der Viererkette aber zeitgleich Manndecker für den Spielmacher der Bruckdorfer und Basti (!) bekam zunächst auf der linken Außenbahn vor allem defensive Aufgaben zugeteilt. Was sich nach reichlich Chaos anhört funktionierte im Spiel herausragend gut. Bördy sorgte schon früh mit einem abgefälschten Schuss für die 1:0 Führung. Bruckdorf kam praktisch aus dem Nichts zum Ausgleich, als ein Schuss von der Strafraumgrenze sich im dortigen Gewühl verfing und letztlich am Fünfmeterraum vor die Füße eines einschussbereiten Stürmers der Gäste fiel. Aber auch der unglückliche Ausgleich brachte das Sternteam gestern nicht aus dem Tritt. Im Gegenteil. Gerade in der zweiten Hälfte der ersten 45 Minuten, avancierten die Gastgeber immer mehr zur spielbestimmenden Mannschaft. Ich bin mir sicher das vom Spielfeldrand betrachtet nicht klar war, wer Aufstiegsambitionen hat und wer hier gegen den Abstieg kämpft. Luke stellte die Richtigkeit seiner Nominierung in die erste Reihe der Offensivabteilung mit einem sehenswerten Heber unter Beweis, der locker zur Überwindung eines 2 stöckigen Einfamilienhauses gereicht hätte und während seiner beeindruckenden Flugbahn ausreichend Zeit für Spekulationen ließ. Wer auf Tor getippt hatte, sollte recht behalten. Ein spektakulärer Führungstreffer. Auch danach war der Stern dem 3:1 deutlich näher als die Gäste dem Ausgleich. Chrisyeng scheiterte mit einem präzisen Kopfball nur an der starken Parade des Bruckdorfer Keepers und hatte wenig später gleich noch eine gute Einschussmöglichkeit. Auch Basti konnte sich mangels defensiver Beschäftigung immer wieder erfolgreich in die Offensivbemühungen einschalten und prüfte den Schlussmann der Gäste mit einem strammen Schuss aus spitzem Winkel. Bis zur Halbzeitpause gab es jedoch keine weiteren Treffer. Dafür wurde diesbezüglich in den zweiten 45 Minuten noch eine ordentliche Schippe draufgelegt. Zunächst mussten die Gäste nach Gelb-Roter Karte in Unterzahl weiterspielen, was sich nach einer Flut Gelber Karten bereits in der ersten Spielhälfte angedeutet hatte. ( Was man sich nicht alles kaputt machen kann, wenn man ständig mit dem Unpartaiischen schimpft!) Das Traumtor von Basti, der einen zu kurz abgewehrten Ball wenig später mit vollem Risiko ins rechte Eck hämmerte schien damit schon die endgültige Schnürung des Sacks zu bedeuten. Aber wenn Bruckdorf spielerisch auch wenig gelang, konnte man den Gästen zumindest nicht mangelnden Kampfgeist unterstellen. Der Stern investierte in dieser Phase etwas zu beherzt und taktisch ungeschickt in die eigene Offensive und eröffnete den Bruckdorfern so unnötige Kontermöglichkeiten. Eine solche führte letztlich zu einem Strafstoß, der mit viel Glück verwandelt werden konnte, da Alex in die richtige Ecke abtauchte und der Ball nur knapp unter seinem paradebereiten Arm durchrutschte. Jetzt hätte es durchaus noch knapp werden können, da von der defensiven Ordnung der ersten Halbzeit leider nicht mehr so viel zu sehen war. Allerdings eröffneten die Offensivbemühungen der verbliebenen 9 Bruckdorfer dem Stern selbst hervorragende Möglichkeiten. So bereitete Basti in bekannter Manier eine weiteren wichtigen Treffer vor: Solo auf der linken Seite – scharf nach rechts in den Strafraum abgebogen und Abschluss. Den Schuss konnte der Gästetorwart gerade noch parieren, aber gegen Lukes Nachschuss war er dann chancenlos. Das 4:2 war (die erneute) Vorentscheidung, aber es kam noch besser. Bördy setzte kurz vor Schluss Basti nochmal schön in Szene, der den bedauernswerten Bruckdorfer Schlussmann gekonnt aussteigen lies und unter aufbrandendem Siegesjubel den Ball nur noch bei seinem Weg über die Linie begleiten musste. Mensch möge mir meine schriftliche Entgleisung zu diesem Spiel nachsehen, aber es war nach langer Durststrecke mal wieder ein rundum gelungenes spielerisches Sahnestück für die erfolgshungrige Spieler- und Fanseele und das sollte man ja schließlich auch genießen. Ob es auch der verdiente Durchbruch für den zuletzt gezeigten Einsatz war, oder nur eine sportliche Eintagsfliege wird sich in den kommenden Begegnungen zeigen.
Roter Stern Halle – SV 1948 Bruckdorf (2:1) 5:2